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Exposé zum Romanmanuskript „Fahrrad sucht Fisch“
(140 Seiten)

Fremd im Beruf, fremd im Leben – für Elmar Krieger, leitender Angestellter einer Berliner Softwarefirma, sind diese Schreckensworte Wirklichkeit geworden. Die Katastrophe beginnt, wie so oft, mit einer Trennung. Kein ungewöhnliches Ereignis, standen einer Erhebung nach in einer Großstadt wie Berlin 15.000 geschlossenen Ehen bereits 10.000 Scheidungen gegenüber. Auch dass Krieger von seiner Frau verlassen wurde, ist nichts Ungewöhnliches: in 80 von 100 Fällen geht heute die Trennung vom weiblichen Partner aus. Aber für einen Workaholic wie Krieger führt dies geradewegs in die soziale Isolation. Und in die berufliche Krise.

Ausgangspunkt ist eine Bürokatastrophe. In Kriegers Firma gibt es eine Festplattenstörung mit Datenverlust - bekanntermaßen der „Super-GAU“ in der elektronischen Datenverarbeitung. Krieger, der den Bereich Controlling des Geschäftsbereichs Unternehmenslogistikprogramme leitet, ist von dem Ausfall direkt betroffen. Sämtliche Daten einer aktuellen Terminarbeit sind verlorengegangen. Der Vorfall führt zu einer innerbetrieblichen Auseinandersetzung: Krieger macht seinen Chef für die Rechnerhavarie verantwortlich, da dieser ein seiner Meinung nach unumgänglich notwendiges Sicherheitssystem nicht installieren ließ. Der darauffolgende Schlagabtausch endet in einem Eklat.
In seiner Aufgelöstheit macht Krieger etwas Ungewöhnliches: Er verlässt die Firma am frühen Nachmittag. Als er auf dem Weg zum Firmenparkplatz mit einer jungen Kollegin zusammentrifft, versucht er die Gunst der Stunde zu nutzen und die attraktive Anfangdreißigerin für eine Unternehmung zu gewinnen. Doch die Kollegin, auf die er schon seit Längerem ein Auge geworfen hat, gibt ihm einen Korb.
Zurück in seiner Wohnung findet Krieger keine Ruhe mehr. Er weiß, dass er so zurückgezogen und isoliert nicht mehr weiterleben kann. Aber wie findet er eine neue Partnerin? Bei einer Internetrecherche wird er fündig. Auf der Website eines Stadtmagazins entdeckt er die Ankündigung zu einer Single-Party, die, wie es der Zufall will, genau an diesem Abend stattfindet. Kurzentschlossen macht er sich auf den Weg zu der Veranstaltung, die sich sinnigerweise „Fisch-sucht-Fahrrad-Party“ nennt.
Vollkommen ungeübt in Sachen „Partnerakquisition“ merkt Krieger schnell, dass auch hier – trotz eines enormen Angebots – die Trauben hoch hängen. Nach einem missglückten Bekanntschaftsversuch nahe am Aufgeben, geschieht dann doch das Unerwartete: Fast schon auf dem Weg nach Hause läuft ihm eine neue, vielversprechende Bekanntschaft in die Arme. Mit einem ersten zärtlichen Näherkommen endet die Geschichte.

Eine sehr aktuelle Angelegenheit, spielen sich Dramen dieser Art doch heute zuhauf hinter den Kulissen der sich zunehmend „versingelnden“ Gesellschaft ab. Das Besondere ist vielleicht, dass die Geschichte aus einer entschieden männlichen Perspektive erzählt wird.
In diesem Sinne versucht der Text exemplarisch darzustellen, wie das Desaster und die Zäsur einer Trennung nach einer langjährigen Verbindung von der männlichen Seite erlebt werden und mit welchen Schwierigkeiten deren Überwindung verbunden ist. Er spiegelt dabei die Zerrissenheit von Männern zwischen Emanzipationsdruck, Selbstbesinnung, Bedürftigkeit und kritischer Distanz gegenüber Frauen wider. Trotz aller Ambivalenzen mündet die Geschichte in einem klaren Plädoyer für die Liebe zwischen Mann und Frau.
Mit im Visier ist auch die gesellschaftliche Wirklichkeit. Vor dem Hintergrund der Sehnsucht nach Aufgehobenheit in einer dauerhaften Partnerbeziehung erscheinen Gegenwartsphänomene wie Permissivität, Spaßgesellschaft und die zunehmende Entgrenzung zwischen Berufsleben und Privatsphäre in einem anderen, weniger erfreulichen Licht.

© Gottfried Schenk