Mit der beginnenden Industrialisierung im ausgehenden 19.
Jahrhundert entstehen am Schloss Charlottenburg die Arbeiterquartiere um den Friedrich-Karl-Platz, dem heutigen Klausenerplatz. Mit dem Stadterneuerungsprogramm von 1963 beginnt der Exodus der
angestammten Bewohnerschaft in die Neubauviertel am Stadtrand. Durch die Freimachungsprogramme des Sanierungsträgers, der Neuen Heimat Berlin, stehen viele Wohnungen leer, in die zunehmend Studierende
und Arbeitskräfte aus Südeuropa und der Türkei einziehen. Es entsteht ein Alternativmilieu mit Wohngemeinschaften, Szenekneipen und dem sonntäglichen Trödelmarkt am Klausenerplatz. Die 1973
gegründete Mieterinitiative Sanierungsgebiet Klausenerplatz e.V. kämpft für den Erhalt der Häuser und fordert deren Modernisierung zu bezahlbaren Mieten. Unterstützt wird sie vom Architekten
Hardt-Waltherr Hämer, der mit einem Pilotprojekt im Block 118 die behutsame Stadterneuerung in die Tat umsetzt. Gottfried Schenk hat als betroffener Mieter und Aktivist den Prozess über viele Jahre
fotografisch begleitet. Seine Bilder ermöglichen einen Rückblick auf eine ereignisreiche Zeit der Mieter- und Hausbesetzerbewegung. Die derzeitige Entwicklung auf dem Immobiliensektor beweist
gleichzeitig mit Nachdruck die Aktualität der Wohnungsfrage und die Gegenwärtigkeit der gezeigten Fotografien.
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